Wir befinden uns in den frühen 80ern. Die leidigen Dauerwellen kommen ebenso gerade in Mode wie Leggins und Pullis mit Fledermausärmeln. CDs gibt es noch lange nicht und LPs sind der Stein des Weisen, aus dem Musik kommt. Jaja, auch ich hantierte noch mit dererlei schwarzen Platten die man nur außen mit den Fingerspitzen angriff um ja nix zu zerkratzen...das erledigte dann eine ruppige Langspielplattennadel für einen...🙈😂
Wenn man das abgespielte Lied nochmal hören wollte, so musste man zu den bestimmten geriffelten Linien, die die Pause zwischen den Liedern anzeigte. Ja das waren noch Zeiten...
Wie auch immer im Buch Schottendisco befinden wir uns 1982 in einen Nest in Schottland, in Kilmarnock. Wir lernen unsere tragische Hauptfigur Bobby ziemich schnell sehr nahe kennen, als er mit einer Morgenlatte im Bett neben seinen Bruder erwacht. Perspektivlos und nicht gerade in einer sozialen Schicht indem man sich seinen Traumberuf frei wählen könnte, kommt Bobby zusammen mit seinen Freund Joey auf die Idee einer mobilen Disco, die man zu Geburtstagen und Feiern buchen könnte. Also borgen sie sich eine Anlage und ein paar Platten und versuchen sich in diesem Geschäft. Aller Anfang ist ja bekanntlich schwer, aber so schwer haben die beiden es sich nicht vorgestellt und das sie damit Geld verdienen wollten und nicht alles ausgeben und nix mehr reinbekommen, war so auch nicht gedacht. Allerdings sind auch schon andere auf diesen Zug erfolgreich aufgesprungen und die haben nun angst um ihr Geschäft. Mit Fat Franny Duncan (dessen großes Vorbild die Filmvorlage "Der Pate" ist) ist allerdings nicht gut Kirschenessen und Bobby legt sich somit mit DER kriminellen Energie der Stadt an. Mittendrin und zwischen Pubertät und Erwachsen werden, die Freundin endlich auf der Anlage bumsen und hoffen, dass der Gig diesmal nicht in einem Desaster endet.
Mit dem Buch bekommt man auch einen Eindruck der politischen Lage. Es gibt immer wieder Auszüge aus Reden von Margret Thacher und Gary (Bobbys Bruder) zieht als "Scots Guards" und im Zuge der Falklandinsel-Konflikte auf ein Militärschiff. Das erste Mal weit weg aus dem Kaff und ungewiss ob er wieder zurück kommen wird, schreibt er Briefe. An seine Mutter, den Vater, Bobby und seine Freundin...
Das Buch vereint sowohl die lustigen Momente von Bobby und Joey, wie auch die Tristess die es in der Arbeiterklasse in Schottland Anfang der 80er (und noch heute) gibt. Bobby wie auch Gary wollen sich für den Vater beweisen und riskieren (jeder auf seine Art) damit ihr Leben. Bloß kein Loser sein, bloß nicht aufgeben.
Der Roman erinnerte mich stark an Irvine Welsh´s Trainspotting. Gleiche Zeit, auch Schottland, auch aussichtloses Leben, auch Überleben...
Dennoch ist das Buch mit Herz geschrieben und für einen Debütroman echt gelungen! Hinten dran gibt es auch noch eine Playlist Empfehlung, die man zum Schmöckern hören kann. Auf jeden Fall meine Kindheit die guten alten 80er.
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